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Frühjahrs-Feenkrebs © U. Manzke

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Nachweiskarte, s.u.

"Triops" Triops cancriformis
(Kiemenfuß, Kiefernfuß, Schildkrebs, Großer Schildkrebs, Sommer-Schildkrebs, Krebsartiger Kiefenfuss, Krebsartiger Borstenschwanz, Kurzschwänziger Kiefenfuß, Sumpf-Kiefenfuß, Lachen-Kiefenfuss, Lachenkrebs, Vielfüßiger Ohnefuß, Kaulquappenkrebs, Gabel-Schildfloh, Seelaus, "Schildkröte")

Von Uwe Manzke

Eingeschlepptes Neozoon
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Triops cancriformis.

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T. cancriformis: Unterseite.

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T. cancriformis: beim Durchwühlen des Bodengrundes.

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T. cancriformis: beim Durchwühlen des Bodengrundes.

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T. cancriformis: Portrait.

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T. cancriformis: Zysten ("Eier").

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T. cancriformis: Größenvergleich.

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T. cancriformis: verstorbene Individuen.

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T. cancriformis: in Schale fotografiert, beachte: fehlende "Schwanzschuppe" ("Feder").

Vorkommen in Deutschland

Vermutlich ist Triops cancriformis, ähnlich wie B. schaefferi und weitere Arten, kein "heimisches" Taxon sondern ein Neozoon. Die meisten Funde gelangen im Zusammenhang der Ziegelindustrie und auf militärischen Übungsplätzen sowie in bzw. an Fischteichanlagen (vor allem Karpfenaufzuchtgewässer). Die etablierten Vorkommen am Oberrhein (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz) sind als Agriozoon (etabliertes Neozoon) anzusprechen. Auch diese sind wohl durch "Armatochorie" (Verschleppung im Zusammenhang militärischer Aktivitäten) eingeschleppt (z. T. mehrfach).

Verbreitung in Niedersachsen

Für Niedersachsen gibt es nur ca. zehn Fundorte für den Schuppenschwanz Triops cancriformis, beispielsweise bei Hildesheim, Hannover, in der Lüneburger Heide und bei Cuxhaven. Aktuell, d.h. seit 2005, sind nur drei Vorkommen von Triops, wie er gemeinhin genannt wird, bekannt.

Vorkommen in der Region Hannover

In der Region Hannover ist nur der Fund von Triops an der Kugelfangtrift in Vahrenheide sowie in der Umgebung davon bekannt. Der letzte Nachweis gelang in den 1980er Jahren. Der erste dokumentierte Nachweis datiert bereits aus dem Jahre 1895.

Lebensraum

Der Kiemenfuß besiedelt nur Temporärgewässer, d.h. Tümpel, überstaute Wiesen und Überschwemmungsflächen. In Süd- und Ostdeutschland bewohnt er auch ablaßbare Fisch-Aufzuchtteiche. Typisch sind daher auch die Überschwemmungsbereiche des Rheins (zumeist nur binnendeichs?) für die eingeschleppten Vorkommen dort. In Norddeutschland stammen die Funde jedoch nur von anthropogen überformten Standorten, wie (ehemaligen) Truppenübungsplätzen. Es ist anzumerken, dass Triops bereits vor dem Einsatz von Kettenfahrzeugen (Panzer) auf Truppenübungsplätzen ("Exerzierplätze") beziehungsweise Schießanlagen ("Kugelfang") zu finden war.

Triops ist außerhalb Niedersachsens oft mit dem Sommer-Feenkrebs Branchipus schaefferi (Truppenübungsplätze) und dem Linsenkrebs Limnadia lenticularis (Rheinaue, Fischteiche in Ostdeutschland) vergesellschaftet.

Biologie und Ökologie

Triops cancriformis ist eine Sommerform. Im Gegensatz zu der verwandten Art, dem Schuppenschwanz Lepidurus a. apus, findet man den Kiemenfuß nur in der warmen Jahreszeit. Die Tiere können von April bis November gefunden werden. Auch spätere Nachweise sind dokumentiert.

T. cancriformis legt "Dauereier" (Zysten), die jahre- bis jahrzehntelang im Boden überdauern können. Zumeist gibt es nur weibliche Tiere, die sich parthenogenetisch ("Jungfernzeugung") fortpflanzen und/oder Hermaphroditen, die sich durch Selbstbefruchtung (Autogamie) vermehren. Funde von Männchen sind sehr selten.

Aus den "Eiern" schlüpfen nach heftigen Sommerregen und/oder Überschwemmungsereignissen in den Flussauen sowie Flutungen von Aufzuchtteichen die Nauplien (Larven). Diese entwickeln sich je nach Temperatur innerhalb von ein bis drei Wochen zum ausgewachsenen Tier.

Die Krebse fressen Detritus und ernähren sich auch von kleineren Tieren im Bodenschlamm. Bei der Nahrungssuche wird der Bodengrund "durchgepflügt". Manchmal kommt der Kiemenfuß zusammen mit Kreuzkröten Epidalea (Bufo) calamita vor. Triops wurde wiederholt beim Fressen von Kreuzkrötenkaulquappen beobachtet.

Gefährdung und Artenschutz

- Zu beachten ist der Status der Art in Deutschland = eingeschlepptes Neozoon (auch wenn dies von Liebhabern und "Branchiopodenfreunden" bestritten wird) -

Die Vorkommen von Triops sind, wie auch alle anderen Lebensgemeinschaften der Temporärgewässer, durch die Lebensraumveränderungen, wie Absenkung des Grundwasserspiegels, Verfüllung/Drainierung von Senken und Feuchtwiesen, Vertiefung temporärer Senken in dauerhaft wasserführende Gewässer sowie Ausbau von Flüssen gefährdet. In Niedersachsen, und auch in anderen Bundesländern, sind die meisten (allochthonen) Vorkommen auf Truppenübungsplätzen zu finden. Mit Aufgabe dieser Nutzung verschwindet die Art nach einigen Jahren.

Gezielte Nachsuchen auf (ehemaligen) Truppenübungsplätzen, insbesondere mit Betrieb von Kettenfahrzeugen (Panzer) sind für Funde am erfolgversprechendsten. Zu beachten ist, dass Triops nur wenige Wochen, zumeist nach stärkeren Sommerregen, auftreten kann. Hinweise über das Vorkommen von Urzeitkrebsen kann eine Trübung der Wasserstellen geben.

Eine Gefährdungseinstufung in den Roten Listen ist abzulehnen, die Art muss als Neozoon geführt werden.

Keine eigenmächtigen Ansiedlungen vornehmen!

Seit einigen Jahren kann man im Handel "Triops-Eier" käuflich erwerben und im Aquarium aufziehen. "Triopse", wie auch andere fremdländische Tier- und Pflanzenarten, dürfen nicht in unsere heimische Natur ausgesetzt werden (gesetzlich verboten).

Bitte um Fundmeldungen

Ich schreibe aktuell eine Publikation zu den verschiedenen "Besiedlungs-Geschichten" der in Deutschland vorkommenden "Urzeitkrebse", daher bin ich für die Mitteilung von Funden dankbar.
Desgleichen arbeite ich im internationalen ehrenamtlichen Projekt "Verbreitung der Großbranchiopoden in der Westpaläarktis" mit. Auch hierfür sind Fundangaben willkommen.

Jüngste Publikationen zu Triops:

Manzke, U. (2022): Anthropogene Verschleppung von Triops cancriformis durch Wanderarbeiter - ein Diskussionsbeitrag zur Besiedlungsgeschichte der Großbranchiopoden in Deutschland. - RANA 23: 88-125.

Errata zu Manzke 2022

Manzke, U. & R. Bellstedt (2022): Der "monoculus apus" und Goethes Speziestaler - eine erfundene oder eine wahre Anekdote über einen "Urzeitkrebs" und Goethes Suche nach einer "Urform"? - Lauterbornia 88: 191-202.

Errata zu Manzke & Bellstedt 2022

# Video zu Triops

Thematische Karten
(die thematischen Karten mit Bezügen zu Militär, Wanderzieglern u.a. werden derzeit überarbeitet, auch gibt es weitere Nachweise, die noch nicht in der Übersichtskarte eingetragen sind - bei Bedarf bitte melden)

Triops cancriformis  TK25-Rasternachweiskarte Deutschland, Bearbeitung Uwe Manzke; Kartengrundlage: verändert n. Relief Map of Germany Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Triops cancriformis
TK25-Rasternachweiskarte Deutschland (die Karten werden anhand Eurer Fundmeldungen in unregelmäßigen Abständen aktualisiert)

Kartengrundlage: verändert nach "Relief Map of Germany" Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Die Karte kann bei mir für Euer Projekt angefordert werden.

Limnadia lenticularis