Frosch, Wasser & Co
www.laubfrosch-hannover.com

Frühjahrs-Feenkrebs © U. Manzke

Schnellwahl: Thumbnails

Nachweiskarte, s.u.

Salinenkrebs(-chen) Artemia sp.
(Salinen-Kiemenfuß)

Von Uwe Manzke

pic

Salinenkrebs: Weibchen.

pic

Salinenkrebs: Männchen mit dem umgebildeten 2. Antennenpaar (Halte-/Greiforgan für die Paarung).

pic

Salinenkrebs: Weibchen.

pic

Salinenkrebs: Paarung.

pic

Salinenkrebs: Paarung.

pic

Salinenkrebs: Weibchen mit Eiern.

pic

Salinenkrebs: Männchen mit den Frontalanhängen (2. Antennenpaar).

Vorkommen in Deutschland

Der älteste publizierte Nachweis von "Artemia salina" für Deutschland stammt von der Seesalzsaline bei Greifswald, welche bereits seit dem ausgehenden Mittelalter existierte. Hier wurden die Salinenkrebse vor allem in den Holzbottichen, in denen die Salzlake konzentriert wurde, beschrieben. Das jähe Absterben der Krebschen in diesen Behältern zeigte den Salinenarbeitern an, dass die Salzkonzentration durch Verdunstung an der Sonne nun ausreichend konzentriert und die Lake zum Versieden geeignet sei. Ähnliches wird für die südenglische Saline in Lymington berichtet, von der Artemia zuerst beschrieben wurde. Möglicherweise ist Artemia absichtlich nach Greifswald importiert worden, oder wurde mit Cysten durch Einfuhr gebrauchter Gerätschaften oder Anhaften an Kleidung verschleppt. Eine Ansiedlung durch den "Vektor Vogel" ist unwahrscheinlich.

Alle deutschen Vorkommen beruhen auf menschlichen Aktivitäten. Dies kann auch für die Saline in Greifswald angenommen werden. Für einige Vorkommen, wie in Niedersachsen ist die direkte Beimpfung von salzhaltigen Gewässern, oft am Fuß von Kalihalden belegt.

Verbreitung in Niedersachsen

Natürliche Vorkommen von Salinenkrebsen Artemia sp. in Niedersachsen sind nicht bekannt. Salinenkrebse wurden öfter von Aquarianern in salzigen Binnengewässern und vor allem in Sickertümpeln von Kali-Abraumhalden angesiedelt. In Niedersachsen sind drei angesalbte Vorkommen bekannt, eines ist seit den 1980er Jahren erloschen.

Salinenkrebse sind weltweit in geeigneten Binnensalzgewässern verbreitet. Es werden mehrere Arten und Artengruppen unterschieden. Die Ansprache der Art ist nicht ganz einfach, da die Salinenkrebse je nach Umweltbedingungen äußerst variabel sind. Dies betrifft zum Einen die Färbung, vor allem aber sind die morphologischen Unterschiede zu nennen, auch sind Hybridisierungen bekannt. In Europa sollen mindestens vier "Arten", drei heimische und eine eingeführte Art vorkommen.

Vorkommen in der Region Hannover

Natürliche Vorkommen des Salinenkrebses Artemia salina für die Region Hannover können ausgeschlossen werden. Dennoch ergaben Umfragen unter Aquarianern zumindest ein gesichertes Vorkommen von Salinenkrebsen Artemia sp. auf einer Abraumhalde eines Kalibergwerkes am Westrand von Hannover. Das Vorkommen existierte bis ca. 1990, mittlerweile sind die ehemaligen salzhaltigen Tümpel mit Erde abgedeckt.

Lebensraum

Die Salzwasserkrebschen, wie "Artemia" auch genannt wird, sind auf salzhaltige Binnengewässer angewiesen. Oft sind dies Gewässer mit stark schwankenden Wasserständen und Salzgehalten.

Biologie und Ökologie

Wie alle Branchiopoden legt Artemia "Dauereier", dies sind eigentlich Zysten mit "schlafendem" Stoffwechsel. Aus diesen Eiern entwickeln sich die Larven, die bei den Krebsen Nauplien genannt werden. Typisches Kennzeichen dieser Larven ist das Nauplienauge. Im Laufe weniger Wochen entwickeln sich aus den Nauplien die geschlechtsreifen Tiere.

Artemia ist, wie einige andere Branchiopoden, in der Lage sich neben der zweigeschlechtlichen Vermehrung durch die Paarung von Männchen mit Weibchen, auch parthenogenetisch, das heißt, ohne Männchen fortzupflanzen. Bei der Paarung werden die Weibchen von den Männchen mit dem umgebildeten 2. Antennenpaar ergriffen und festgehalten.

Je nach Umweltbedingungen entwickeln sich in den Eisäcken der Weibchen bereits die Nauplien oder es werden die Überdauerungsformen, die Zysten gebildet.

Gefährdung und Artenschutz

In Deutschland gilt Artemia salina (hier aufgrund einer Definition alle anzutreffenden Taxa) als vom Aussterben bedroht (RL 1), wobei es aber seit seit langem keine A. salina-Vorkommen mehr gibt. Die Art daher ausgestorben ist (RL 0) . Mangels Kenntnissen über autochthone Vorkommen können keine Aussagen zu einer möglichen Gefährdung in Niedersachsen getroffen werden. In ganz Deutschland gibt es allerdings keine rezenten Vorkommen von Artemia salina. Ein historisches Vorkommen von sehr wahrscheinlich A. salina in den Salinen von Greifswald ist seit langem erloschen. Alle rezenten Vorkommen dürften auf Aussetzungen gebietsfremder Artemia-Taxa zurückzuführen sein (sehr wahrscheinlich in der Mehrzahl die nordamerikanische Art A. monica syn. franciscana). Diese angesalbten, allochthonen Vorkommen, bedürfen keiner Schutzmaßnahmen. Im Gegenteil, sind es doch unerwünschte Neozoen. Für Hinweise zu Vorkommen von Salinenkrebsen Artemia sp. bin ich dankbar (auch deutschlandweit).

Besonderes

Seit vielen Jahrzehnten ist die Zucht von Artemien für Aquarianer mit Zuchtambitionen und professionelle, gewerbliche Fischzüchter sowie der sich immer mehr etablierenden "Aquakulturen" (Fisch- und Garnelenzucht) nicht mehr wegzudenken. Für die Fisch- und Garnelenbrut werden die Salinenkrebse gezüchtet und als nährstoffreiches Futter verfüttert. Diese relativ einfache Methode geeignetes Jungfischfutter zu erhalten, entstand aus praktischen Erwägungen und auch aufgrund der zunehmenden Verarmung unserer Kulturlandschaft. Unbeeinträchtigte Kleingewässer mit reichen Vorkommen von sogenanntem "Tümpel- bzw. Staubfutter" sind selten geworden.

Bitte um Fundmeldungen

Ich schreibe aktuell eine Publikation zu den verschiedenen "Besiedlungs-Geschichten" der in Deutschland vorkommenden "Urzeitkrebse", daher bin ich für die Mitteilung von Funden dankbar.
Desgleichen arbeite ich im internationalen ehrenamtlichen Projekt "Verbreitung der Großbranchiopoden in der Westpaläarktis" mit. Auch hierfür sind Fundangaben willkommen.

Artemia TK25-Rasternachweiskarte Deutschland, Bearbeitung Uwe Manzke; Kartengrundlage: verändert n. Relief Map of Germany Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Artemia sp.
TK25-Rasternachweiskarte Deutschland (die Karten werden anhand Eurer Fundmeldungen in unregelmäßigen Abständen aktualisiert)

Kartengrundlage: verändert nach "Relief Map of Germany" Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Die Karte kann bei mir für Euer Projekt angefordert werden.

Sommer-Feenkrebs - Branchipus schaefferi