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Frühjahrs-Feenkrebs © U. Manzke

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Nachweiskarte, s.u.

Schuppenschwanz Lepidurus apus apus
(Kleiner Schildkrebs, Frühjahrs-Schildkrebs, Schalenkrebs, Verlängerter Borstenschwanz, Echter Kiefenfuß, Kiemenfuß mit der großen Schwanzklappe, Langgeschwänzter Krebsartiger Kiefenfuss, Kleiner Blattfuß, Kleiner Schildkiemenfuß, Flossenfußkrebs, "Überschwemmungskäfer")

Von Uwe Manzke

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Lepidurus apus apus.

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Lepidurus a. apus.

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Lepidurus a. apus.

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Lepidurus a. apus: durchscheinende "Eier" (Zysten).

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Lepidurus a. apus: Schwanzschuppe.

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Lepidurus a. apus: Unterseite, gut zu sehen ist die namensgebende "Schwanzschuppe" (Schuppen- schwanz).

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Lepidurus a. apus: Männchen, gefunden im Leinetal bei Hannover.

Vorkommen in Deutschland

In Deutschland kommt nur der Schuppenschwanz Lepidurus apus apus natürlicherweise vor. In Europa leben noch andere Schuppenschwänze, zum Beispiel L. apus lubbocki. In älteren Publikationen wird manchmal nur von L. apus geschrieben, obwohl es sich um L. a. lubbocki handelt. Zur deutlichen Unterscheidung nutze ich daher den Namen Lepidurus apus apus (s.u. Besonderes).

Der Schuppenschwanz Lepidurus a. apus zeigt in Deutschland eine ähnliche Verbreitung wie Eubranchipus grubii, und kommt überwiegend entlang der größeren Flussauen vor. In Norddeutschland können diese Flußeinzugsgebiete zu den Urstromtälern gerechnet werden. Im Gegensatz zu Eubranchipus grubii ist L.a. apus auch in den durchströmten Auenbereichen zu finden.
In Schleswig-Holstein scheint die Art zu fehlen und in Mecklenburg-Vorpommern ist der Schuppenschwanz in den Jungmoränengebieten anzutreffen. Hier ist bei gezielter Nachsuche mit (vielen?) weiteren Vorkommen zu rechnen.
In Hessen und in Nordbayern kommt E. grubii entlang des Mains vor (nur Bereiche mit Auenablagerungen). Hervorzuheben ist die Fundhäufung im Raum Hanau-Frankfurt-Mainz, sowie im "Hessischen Ried" (vgl. E. grubii). Möglicherweise kommt die Art auch noch in der nördlich angrenzenden "Wetterau" vor, wurde aber bisher übersehen (nicht gesucht).
Für die Donau sind alte Funde dokumentiert, so dass rezente Vorkommen zu erwarten sind, es muß nur gezielt gesucht werden. Dies gilt möglicherweise auch für den Oberlauf der Donau mit einem alten Nachweis eines Notostracen (Schildkrebs, Taxon unklar) bei Donaueschingen aus dem 18. Jahrhundert.
Im Südwesten gibt es Nachweise in der Rheinniederung. Für das angrenzende französische Elsaß und Lothringen gibt es gleichfalls einige wenige Nachweise.

Deutschland bildet mit Elsaß-Lothringen und den Benelux-Staaten die westliche Verbreitungsgrenze der Art. Im Osten scheint L. a. apus bis zum russischen Ural vorzukommen. In Fennoskandinavien sind Funde nur aus Dänemark und Schweden bekannt.

Verbreitung in Niedersachsen

Der Schuppenschwanz (oder auch Kieferfuß) Lepidurus a. apus wurde in Niedersachsen vor allem in den Einzugsgebieten der Elbe (von der Landesgrenze im Wendland bis nach Hamburg) und der Leine (bei Hannover bis zur Mündung in die Aller bei Schwarmstedt) und entlang der Aller im Mündungsbereich der Leine bis nach Rethem nachgewiesen. Bereits aus dem 19. Jahrhundert gibt es Funde von L. a. apus an der Weser bei Bremen. Darüberhinaus gibt es noch einige Nachweise aus dem Braunschweiger Raum.

Vorkommen in der Region Hannover

Aktuell existieren nur noch Vorkommen im Leinetal, es sind ältere Nachweise aus dem Einzugsbereich der Ihme und aus dem Bockmerholz bekannt.

Lebensraum

Der Schuppenschwanz ist eine Frühjahrsform und bewohnt zumeist temporäre und fischfreie Kleingewässer, Flutmulden, Überschwemmungstümpel, binnendeichs gelegene Druckwassertümpel (Qualmwasser) in den Flussauen - besonders entlang der Elbe, Auwaldtümpel sowie staunasse Senken und Gräben. In vielen der "Schuppenschwanz-Gewässer" an der Elbe pflanzen sich auch der Laubfrosch, die Rotbauchunke und andere Amphibienarten fort. Oft sind in den Gewässern des Schupenschwanzes L. a. apus der Frühjahrs-Feenkrebs Eubranchipus grubii und stellenweise auch der Feenkrebs Tanymastix stagnalis zu finden. Im Gegensatz zu E. grubii scheint die Art besonnte Gewässer zu bevorzugen, in schattigen Tümpeln gelingen kaum Nachweise.

Biologie und Ökologie

Der Schuppenschwanz ist eine Frühjahrsform und schlüpft zum Teil bereits Ende Februar aus den Zysten ("Dauereiern"). Die Mehrzahl der Funde von L. a. apus gelingen allerdings im März oder sogar erst im April. Je nach Wasserstand, vor allem in den Überflutungsauen der Flüsse, kann sich der Schlupfzeitpunkt bis in den Mai erstrecken.

Diese Urzeitkrebse schlüpfen nicht in jedem Jahr und können daher bei einer einmaligen Untersuchung leicht übersehen werden. Aus den Dauereiern, die sehr trocken- und kälteresistent sind, können auch erst nach vielen Jahren Larven schlüpfen. Dies ist eine sehr gute Anpassung an die ephemeren (temporär wasserführenden) Lebensräume dieser Krebsart. Die Nauplien wachsen sehr schnell heran und können bereits nach ca. zwei Wochen die Geschlechtsreife erreichen. Der Schuppenschwanz pflanzt sich überwiegend parthenogenetisch ("Jungfernzeugung") fort. Das bedeutet, daß sich die Tiere ohne Männchen fortpflanzen. Es gibt aber auch Funde von Männchen. Oft wird bei dieser Art nicht gezielt zwischen Männchen und Weibchen unterschieden. Die Eier entwickeln sich in den Eisäcken am Hinterleib der Weibchen und überdauern am Gewässergrund im Substrat.

Ähnlich wie bei Triops cancriformis können gelegentlich Männchen, in den überwiegend parthenogenetischen "Weibchen-Populationen" gefunden werden. Dies gelingt wahrscheinlich in "wärmeren" Frühjahren eher, als in kälteren. Die Männchen fallen durch eine geringere Körpergröße, eine "rundere" Ausprägung des Rückenschildes und erhöhte Aktivität auf (Suche nach Weibchen).

Gefährdung und Artenschutz

Der Schuppenschwanz ist, wie auch alle anderen Arten der Urzeitkrebse, durch die Lebensraumveränderungen, wie Absenkung des Grundwasserspiegels, Verfüllung/Drainierung von Senken und Feuchtwiesen, Vertiefung temporärer Senken in dauerhaft wasserführende Gewässer, Ausbau von Flüssen und die Umwandlung von Grünländern in Ackerland, besonders in den Flussauen stark gefährdet.

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Lepidurus sp. ("L. extensus"), beachte die lange und große "Schwanzklappe".

Besonderes

In der Verbreitungsübersicht bei Brtek & Thiery (1995) wird L. apus apus auch für Frankreich und die Iberische Halbinsel angegeben. Diese Angabe ist nicht korrekt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den dort vorkommenden Lepidurus um ein anderes Taxon, das als L. apus lubbocki, respektive L. extensus (s. Braem 1893, 1915) beschrieben wurde. Die Exemplare dieses Taxons weisen eine viel größere und längere "Schwanzklappe", als L. apus apus auf.

Bitte um Fundmeldungen

Ich schreibe aktuell eine Publikation zu den verschiedenen "Besiedlungs-Geschichten" der in Deutschland vorkommenden "Urzeitkrebse", daher bin ich für die Mitteilung von Funden dankbar.
Desgleichen arbeite ich im internationalen ehrenamtlichen Projekt "Verbreitung der Großbranchiopoden in der Westpaläarktis" mit. Auch hierfür sind Fundangaben willkommen.

Lepidurus a. apus  TK25-Rasternachweiskarte Deutschland, Bearbeitung Uwe Manzke; Kartengrundlage: verändert n. Relief Map of Germany Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Lepidurus apus apus
TK25-Rasternachweiskarte Deutschland (die Karten werden anhand Eurer Fundmeldungen in unregelmäßigen Abständen aktualisiert)

Kartengrundlage: verändert nach "Relief Map of Germany" Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg

Die Karte kann bei mir für Euer Projekt angefordert werden.

Kiemenfuß - Triops cancriformis