Biologie des Laubfrosches im Jahresgang
3) Sommeraktivitäten
Von Uwe Manzke


Männchen auf Binsen.

Wegbegleitende Sommerlebensräume werden immer seltener.

Suchbild.

Weibchen auf Brombeere (Ausschnitt des Suchbildes).
Nach Ablauf der Fortpflanzungszeit begeben sich die Laubfrösche in die Sommerlebensräume. Der Laubfrosch ist unsere einzige Amphibienart mit einer kletternden Lebensweise in Hecken, Gebüschen und Bäumen. Im Idealfall befinden sich in der Nähe der Laichgewässer geeignete Sommerlebensräume, die manchmal auch als Überwinterungsplatz genutzt werden. Einzelne Laubfrösche, insbesondere Jungtiere, können sehr wanderaktiv sein und suchen zum Teil weitab gelegene Lebensräume auf.
Je nach Ausstattung der Lebensräume (Habitat-Qualität) finden in der Regel allerdings nur Wanderungen innerhalb einiger hundert Meter statt. Laubfrösche sind, wie viele andere Amphibien, bezüglich ihrer Sonn- und Versteckplätze zum Teil ausgesprochen standorttreu. Im Laufe des Sommers erholen sich die Laubfrösche von den Anstrengungen der Fortpflanzungszeit. Den Tag verbringen sie mit ausgiebigen Sonnenbädern oder ruhen in geschützten Bereichen. Gelegentlich fangen sie auch tagsüber ihre Beutetiere, hauptsächlich gehen sie aber nachts auf Beutefang. Die Färbung der Laubfrösche kann sehr stark variieren. Je nach Stimmung, Temperatur und Substrat können die Laubfrösche "grasgrün", (vorherrschende Färbung), "goldgelb" (bei sehr hohen Temperaturen und Sonnenbädern), "braun" (bei kühler Witterung und rauhem Untergrund), "gefleckt auf dunkelgrünem oder braunem Grund" (bei kühler Witterung und kurz nach der Überwinterung) gefärbt sein. Möglicherweise kann die Färbung auch durch Krankheiten und Parasiten mit beeinflusst sein.
Im Laubfroschland hört man gegen Ende des Sommers häufig die sogenannten "Sommer- oder Herbstrufe" der ausgewachsenen und jungen Männchen aus den Büschen und Hecken, manchmal auch aus den Baumwipfeln höherer Laubbäume. Für diese Rufe gibt es verschiedene Deutungsversuche (z. B. Orientierungsrufe). Bisher nicht diskutiert wurde die naheliegende Erklärung im Zusammenhang der Chronobiologie.
Viele Tierarten zeigen im Jahresverlauf ein Verhalten, das durch die unterschiedlichen Tageslängen beeinflusst wird. Besonders fällt dies bei Vögeln auf, die gegen Ende des Sommers und im Herbst, wieder mit ihren Gesängen anfangen. Vereinzelt kann man sogar Grasfrösche im Herbst in den Überwinterungsgewässern "knurren" hören, hier würde kaum jemand "Orientierungsrufe" o.ä. vermuten.
Bereits im Herbst sind auf der rechten und linken Bauchseite der Laubfroschweibchen die Eier als dunkle, schwärzliche Struktur zu erkennen. Je nach Witterung suchen die Laubfrösche ab Mitte/Ende Ende September ihre Winterquartiere im Boden auf. Ende Oktober haben die meisten Tiere ihren Winterunterschlupf gefunden.