Frosch, Wasser & Co
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Header-Bild Laubfrosch © U. Manzke

Biologie des Laubfrosches im Jahresgang
1) Winter/Fortpflanzungszeit

Von Uwe Manzke

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Die zugefrorene Elbe mit Blick auf den Geestrücken bei Hitzacker im Winter 1995/96.

Laubfrösche halten eine Winterruhe. Die Winterruhe, die von Anfang Oktober bis zum Februar/März des Folgejahres reicht, verbringen die Laubfrösche in frostsicheren unterirdischen Unterschlupfen, oft in Wäldern und Hecken. In besonders kalten und schneearmen Wintern können Laubfrösche und viele andere Amphibienarten erfrieren. So wurde in vielen Gegenden Deutschlands beobachtet, daß nach dem strengen und langen Winter 1995/96 die Rufgruppen vieler Amphibienarten und der Laubfrösche wesentlich kleiner waren, als in den Vorjahren.

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Rufendes Laubfroschmännchen.

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Klammerpaar des Laubfrosches.

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Laichballen mit Larven kurz vor dem Schlupf.

Nach der Winterruhe wandern die Laubfrösche an die Laichgewässer, zum Teil bereits ab Februar/März. Ende April bis Anfang Mai (infolge der Klimaänderung manchmal auch bereits ab Mitte April!) haben sich die meisten Tiere an den Rufgewässern eingefunden. Ab ca. 21.45 Uhr MESZ beginnen dann die Männchen mit ihren sehr lauten Froschkonzerten. Bei Luft- und Wasser-Temperaturen unter 8°C rufen die Männchen nicht. Je nach Gewässerangebot suchen die Männchen in einer Saison auch verschiedene Gewässer auf, wobei zum Höhepunkt der Laichzeit die traditionellen Laichgewässer die größten Rufgruppen beherbergen.

Bereits einjährige Laubfroschmännchen sind rufaktiv, diese fallen durch ihr noch nicht so ausgeprägtes Quaken und die geringere Körpergröße auf. Ab ca. 23.00 Uhr MESZ finden sich dann in den Gewässern die ersten Klammerpaare (Amplexus- Paare). Die Weibchen suchen sich ihre Männchen gezielt aus, manchmal werden sie aber bei ihrer Anwanderung an die rufstarken und attraktiven Männchen von anderen Männchen abgefangen. Diese sogenannten Satellitenmännchen rufen zumeist nicht und halten sich versteckt in der Nähe der dominanteren Männchen auf. Gegen Mitternacht werden die ersten Laichballen abgesetzt, wobei diese oft an Wasservegetation angeheftet werden.

Ein Weibchen laicht zumeist nur in einer Nacht ab und legt mehrere kleine Laichballen. Die Männchen verbringen mehrere Wochen mit den Fort- pflanzungsaktivitäten, die sie mit anderen Lebensweisen, wie aktivem Beutefang und ausgiebigen Sonnenbädern verknüpfen. Tagsüber halten sich die Männchen zum Einen in unmittelbarer Gewässernähe in Binsen- und Grasbulten und zum Anderen auch in entfernteren Gebüschen auf. Manche Tiere wandern täglich zwischen ihren Sonnplätzen in den Gebüschen und ihrem Rufplatz am Gewässer hin und her.

Viele Männchen besetzen Reviere, die sie in jeder Nacht erneut aufsuchen und verteidigen. Interessant ist, daß diese Rufplätze auch bei zurückweichendem Wasserstand beibehalten werden - die Männchen rufen dann "an Land". Zu Beginn der Fortpflanzungszeit sind überwiegend die älteren und größeren Männchen rufaktiv, zum Ende hin werden die Individuen oft kleiner, d.h. es sind dann überwiegend nur noch junge Männchen aktiv. Die Paarungszeit kann, je nach Witterung mehrere Höhepunkte (peaks) haben. Die Rufzeit Ende Mai bis in den Juni kann als längere "Nach-Laichzeit" bezeichnet werden. Es finden noch ausgiebige Rufkonzerte statt, Paarungen und Ablaichen sind jedoch viel seltener geworden. Typisch ist dann auch das Rufen der Männchen aus versteckteren Rufplätzen aus, selten sitzen die Männchen zu dieser Jahreszeit unmittelbar am Ufer oder im Wasser.
Im Anschluß an die Fortpflanzungsaktivitäten wandern die Tiere in die Sommerlebensräume ab. Diese können im unmittelbaren Gewässerumfeld, aber auch weitab der Gewässer liegen.

Die Männchen rufen anfangs zum Teil an kleineren Gewässern, und verlassen diese dann, um zu benachbarten, aber größeren Rufgruppen (an größeren Gewässern) zu wechseln.
Auch kann man beobachten, dass Laubfroschmännchen an einem Gewässer mit Fischen (hier: vor allem Karpfenartige) nur kurzzeitig rufen und dieses Gewässer dann gezielt verlassen. Das bedeutet, dass die Frösche, die Fische wahrnehmen können, als Feinde identifizieren und entsprechend reagieren können. Wie diese Wahrnehmung funktioniert (chemisch, direkte Wahrnehmung durch Wasserwellen etc.) ist nicht bekannt. In Gewässern mit Stichlingen und/oder Schlammpeitzgern scheint dies nicht der Fall zu sein, die Männchen bleiben an diesen Gewässern rufaktiv.

Entwicklung zum Frosch

 

Wo ist der Biotopverbund? Seinerzeit von mir gezeichnete Karikatur zum neuen Bundesnaturschutzgesetz Anfang des 21. Jahrhunderts.