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Gelbbauchunke Bombina variegata
Bergunke
Von Uwe Manzke
© Rufaufnahmen Natur & Text Verlag
Verbreitung in Niedersachsen
Das Verbreitungsgebiet der Gelbbauchunke deckt sich mit dem Verbreitungsgebiet der Geburtshelferkröte (in Niedersachsen!) und beschränkt sich auf das Weser-Leinebergland und den Harz im südöstlichen Niedersachsen (der Status ehemaliger Vorkommen im Osnabrücker Hügelland ist ungeklärt). Heutzutage existieren nur noch weniger als zehn, zumeist isolierte "Rest"- Vorkommen. Die Gelbbauchunke wurde und wird von Terrarianern immer wieder ausgesetzt, stellenweise auch im niedersächsischen Tiefland, außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Diese illegalen Ansiedlungen können die verbliebenen natürlichen Vorkommen gefährden, da zumeist allochthone (gebietsfremde) Tiere aus anderen Bundesländern oder sogar aus noch weiter entfernten Regionen, z. B. aus Südeuropa ausgesetzt werden. Diese aus anderen Regionen Europas stammenden Gelbbauchunken können die letzten einheimischen Bestände durch Vermischung/Hybridisierungen gefährden.
Vorkommen in der Region Hannover
In der Region Hannover ist die Gelbbauchunke bis auf ein angesiedeltes Vorkommen ausgestorben, bzw. fehlte hier natürlicherweise (?). Bis in die 1980er Jahre gab es noch mindestens zwei weitere künstliche Ansiedlungen, eine im Deister und eine andere sogar im Tiefland bei Arpke. Auch jüngst sind weitere Aussetzungen bekannt geworden, zum Beispiel in Langenhagen, im Bereich des Flughafens. Die nächstgelegenen Vorkommen liegen in den angrenzenden Landkreisen in den Bückebergen, bei Hildesheim und im Ith.
Lebensraum
Die Gelbbauchunke lebt in den Laub- und Mischwäldern des Hügel- und Berglandes (besonnte Bereiche!). Heutzutage ist die Gelbbauchunke, fast ausschließlich in Sekundärlebensräumen in Steinbrüchen, Ton- und Sandgruben sowie auf Truppenübungsplätzen zu finden. Die Primärlebensräume, vor allem die Laichgewässer, dürften in den ehemals natürlichen Bachauen mit ihren Überschwemmungsflächen und Tümpeln sowie in Quellsümpfen, Hangdruckwassertümpeln und Pfützen sowie Erdfällen (Dolinen) gelegen haben. Die Gelbbauchunkenkaulquappen können sich auch in sehr flachen Kleinstgewässern und Rinnsalen entwickeln (bis hin zu Trittsiegeln von Kühen).
Biologie und Ökologie
Die Gelbbauchunke überwintert an Land. Je nach Temperatur und Niederschlägen können die Unken ab April in den Laichgewässern angetroffen werden. Die Laichzeit erstreckt sich bis weit in den Sommer, manchmal können rufende Gelbbauchunken noch im September gehört werden. Die Gelbbauchunken laichen mehrmals im Jahr ab. Die Ruf- und Laichaktivitäten werden zumeist durch starke Niederschläge ausgelöst. Die Rufe ("mit spitzen Lippen" klingt es etwa, wie: uuuh, uuuh, uuuh, ...) einzelner Tiere sind sehr leise, große Rufgruppen sind z.T. weithin hörbar. Die Gelbbauchunke ist tag- und nachtaktiv. Außerhalb der Laichzeit halten sich die Unken sowohl in den Gewässern, aber auch weitab der Gewässer an Land auf. Einige Unken sind recht "wanderfreudig", entsprechend können einzelne Tiere oder Paare weitab der bekannten größeren Vorkommen gefunden werden. Diese Initial- oder auch Pioniervorkommen werden leicht übersehen, zumal sie häufig nur kurzzeitig existieren (Regenpfützen, Wagenspuren, etc.).
Artenschutz und Artenhilfsmaßnahmen
Die Gelbbauchunke ist nach wie vor akut vom Aussterben bedroht.
In Niedersachsen gibt es ein Artenschutzprogramm Gelbbbauchunke, das federführend vom NLWKN betrieben wird. Zumindest das weitere Aussterben scheint erst einmal aufgehalten worden zu sein.
Im Rahmen eines landes- und deutschlandweiten "Life-Projektes" werden an verschiedenen Standorten Hilfsmaßnahmen durchgeführt. Ein großes Standbein hierbei sollen gezielte Zuchtprogramme mit nachfolgenden "Ansiedlungen/Aussetzungen" sein. Die Gefahr bei zentralisierten und individuenstarken Zuchtgruppen (nur an einer bzw. wenigen "Zuchtstationen") ist das Einschleppen von Krankheiten und Parasiten. Werden diese nicht erkannt und erfolgreich behandelt, besteht die Gefahr des "Verschleppens" in die freie Landschaft.
So sollen in den erwähnten Zuchten der Gelbbauchunke Erkrankungen mit dem gefährlichen "Chytrid-Pilz" Batrachochytrium dendrobatidis (dieser wird für das weltweite Amphibiensterben als "Hauptverantwortlicher" genannt) stattgefunden haben. Was mit den betroffenen Zuchtgruppen und den erkrankten Tieren geschehen ist, ist mir nicht bekannt. Fehlende Hygiene und Sachkenntnis (striktes Protokoll in Haltungsanlagen und Zuchten, regelmäßige Kontrolle durch das zuständige Veterinäramt) können so schnell zu einem gegenteiligen Effekt der "Artenhilfsmaßnahmen" führen.