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Schildkröten - Testudines
Sumpfschildkröten und exotische Schildkröten
Arten, die in der Region Hannover und in Niedersachsen gefunden werden in Text und Bild
Von Uwe Manzke
Artenspektrum
- Sumpfschildkröten
- Europäische Sumpfschildkröte Emy orbicularis
-
Gefangenschaftsflüchtlinge bzw. ausgesetzte Terrarientiere, vor allem:
- Schmuck- und Zierschildkröten Trachemys spec. und Chrysemys spec. - allochthon (ausgesetzt)
- Schnappschildkröte Chelydra serpentina - allochthon (ausgesetzt)
- Chinesische Dreikielschildkröte Chineyms reveesii - allochthon (ausgesetzt)

Europäische Sumpfschildkröte: subfossil, gefunden in einem Moor in Südschweden (Exponate Malmö Museum).
In Niedersachsen ist ursprünglich nur die Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis heimisch gewesen. So gibt es subfossile Nachweise der Europäischen Sumpfschildkröte, beispielsweise vom Dümmer.
Die Europäische Sumpfschildkröte hat sich in Nordwest- und Nordeuropa während einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode (ca. 8.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) bis nach England und Südschweden ausgebreitet. Mit der zunehmenden Atlantisierung des Klimas und einhergehender Abkühlung hat sie sich in die wärmeren und kontinentaleren Bereiche zurückziehen müssen.
Die westlichen Vorkommen in Niedersachsen gelten als ausgestorben. Hier soll die westeuropäische "Unterart" gelebt haben. Als heutige, westliche Verbreitungsgrenze der nordosteuropäischen Unterart, wird ungefähr der Verlauf der Elbe angenommen. Möglicherweise sind kleine Restvorkommen im Amt Neuhaus erhalten geblieben? In Ostdeutschland existieren heute noch autochthone (= heimische) Vorkommen.

Exotische Schildkröten sind in den Ballungsräumen leider oft zu finden.
Die aktuellen Funde von Schildkröten in Niedersachsen, inklusive der Europäischen Sumpfschildkröte, sind auf ausgesetzte Tiere zurückzuführen. Vor allem in den Ballungsräumen der Städte und stadtnahen Bereiche, werden oft ausgesetzte Wasser- und Sumpfschildkröten, überwiegend nordamerikanische Arten, beobachtet. In einigen Stadtparks sind Schmuck- und Zierschildkröten mittlerweile ein gewohnter Anblick.
In der Nordsee sind des öfteren Meeresschildkröten und Lederschildkröten aus den wärmeren Regionen der Weltmeere anzutreffen. Dies sind vor allem die Lederschildkröte Dermochelys coriaceus, die Karibische (Atlantische) Bastardschildkröte Lepidochelys kempii, die Grüne Schildkröte - auch Suppenschildkröte genannt - Chelonya mydas sowie die Unechte Karettschildkröte Caretta caretta. Die "riesige" Lederschildkröte erreicht als "Hochseeart" sogar den Nordatlantik. Keine der genannten Arten nistet an der Nordseeküste, weshalb ich auf eine Beschreibung dieser Arten verzichte.
Zur Verbreitung und Lebensweise
Schildkröten sind mit Ausnahme der polaren Regionen weltweit verbreitet. Die meisten Arten leben in den tropischen und subtropischen Regionen. Schildkröten besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume, sie leben an Land, im Süßwasser oder im Meer. Alle Arten legen Eier, weshalb die Schildkröten geeignete Eiablageplätze an Land benötigen. Oft sind dies traditionelle, immer wieder aufgesuchte besonders geeignete Stellen. Bei vielen Schildkrötenarten wird das Geschlecht durch die Bruttemperatur und nicht durch Geschlechtschromosomen bestimmt.
Die meisten Schildkröten sind omnivor, das heißt, sie fressen alle mögliche, geeignete Nahrung. Andere Arten hingegen haben sich auf bestimmte Nahrung spezialisiert. Die Europäische Sumpfschildkröte gehört zu den omnivoren Arten.
Weltweit sind die meisten Schildkrötenarten bedroht. Wie überall sind die Ursachen in den menschlichen Aktivitäten zu suchen. Im "einfachsten Falle" wurden und werden die Schildkröten vom Menschen gefangen und aufgegessen, bis sie ausgerottet sind. Dies betrifft nicht nur die "Riesenschildkröten", welche früher gerne als Proviant auf langen Schiffsreisen mitgenommen wurden. In ganz Südostasien und Asien sind heutzutage fast alle Schildkrötenarten durch den intensiven und oft illegalen Fang und Handel für chinesische Märkte sehr stark gefährdet oder sogar vom Austerben bedroht.
Auch in Deutschland wurde die Europäische Sumpfschildkröte bis ins 19. Jahrhuindert gerne als "Fastenspeise" verspeist (Wasserschildkröten galten als Fische, die im Gegensatz zu landlebenden Tieren gegessen werden durften, ähnliches galt für den Biber). Viele Tiere wurden eigens zu diesem Zweck in Norddeutschland und Polen gefangen und in die katholisch geprägten Gebiete Mittel- und Süddeutschlands exportiert. Erst mit Abnahme der Fangzahlen wurden ab dem 19. Jahrhundert dann Tiere aus dem Mittelmeerraum importiert.
In einigen Gebeiten Deutschlands gibt es sogenannte "Wiedseransiedlungsprojekte" der Sumpfschildkröte. Vor allem in den wärmeren Regionen Süd- und Südwestdeutschlands könnten diese Vorhaben gelingen (Gelegetemperaturen ausreichend). Im atlantisch geprägten Niedersachsen läuft ein entsprechendes Projekt am Steinhuder Meer, welches aufgrund der kühleren klimatischen Gegebenheiten kritisch zu betrachten ist. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.
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Zu den Artenportraits gelangt Ihr, indem Ihr mit dem Mauszeiger auf ein Bild oder einen Artnamen klickt.
Schildkröten

Europäische Sumpf-
schildkröte
Emys orbicularis
RL Nds. = 0
RL D = 1

Nordamerikanische
Schmuck- und Zier-
schildkröten
RL Nds. = allochthon
RL D = allochthon

Schnapp- und Geier-
schildkröte
RL Nds. = allochthon
RL D = allochthon