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Medizinischer Blutegel: Anekdoten

Von Uwe Manzke

In älterer Literatur finden sich oft "schöne" Geschichten. Hier ein Beispiel zum Blutegel und der "Schafhirten-Schläue" aus den früheren Heidegebieten Norddeutschlands.

Im 19. Jahrhundert sammelten nicht nur spezielle Blutegelfänger und -fängerinnen diese "kostbaren" Geschöpfe. Vielerorts verdienten sich auch Schafhirten ein Zubrot durch den Egelfang. Die folgende Geschichte soll sich im 19. Jahrhundert in der Gegend um Bad Bevensen (Lk. Uelzen) zugetragen haben (aus Plettke 1916):

Hintergrund: Aufgrund eines sehr trockenen Sommers wollte ein Bauer seinen Flachs in einem bisher nicht als Flachsrotte genutzten Gewässer, dem "Unkenteich" einlegen ("rösten"). Da dort aber der Schäfer Martin sein bestes Blutegelgewässer hatte, war dies sehr gegen seine Interessen, da durch das Einlegen des Flachses das Wasser faulig wird, und die Egel verschwinden würden.

So saßen der Schäfer Martin und sein Bauer am Vorabend des geplanten Einlegens des Flachses noch bei einem Pfeifchen zusammen und unterhielten sich.
Schäfer: "Wenn dat man good geiht, mit dem ohlen Unkendick."
Bauer: "Warum schüll dat denn nich good gahn?"
Schäfer: "Herr, ich weet nich, aber dat schall woll sine Richtighet hebben. Soveel weet ich woll; wenn ich miene Schaap daran lat, so kriegt se im Harwst sicher de ohle Sük. Und watt mien Grotmudder wör, det hett mi, as se noch leef, saken vertellt, se harr mal als junge Deern mitansehn, wie se dor Flaß inleggen wulln, do wussen sich de Deerns nicht to helpen vor de Unererdschen, de süm an de Föt grepen und in dat deepe Wader trecken wulln. Se hefft et denn ok richtig verloopen mößt und dat Flaß wedder rutrieten. Und mien Grodmudder hett´t sülmst sehn, wie jem dat helle Blood ut de Föt quult, wo de Unererdschen jem to faten harrn. Wenn ick di raan schall, Bur, so blief davon - dat kunn nich good dohn! Bring dat Flaß leewer na´n Beck; wenn´t acht Dage länger liggen blisst, so ward dor och woll möhr."

Aufgrund des Aberglaubens und des "teuflischen" (= Unererdschen) an dem Unkenteich, hielt der Bauer davon Abstand seinen Flachs dort aufzubereiten. In der dortigen Gegend sind auch heute noch Blutegel zu finden, hingegen die Rotbauchunke ausgestorben ist.

Ungarischer Blutegel